November 1941. Ein Wachposten mitten in der libyschen Wüste. Die Sonne knallt auf seinen Stahlhelm. Er schwenkt das Scherenfernrohr und sucht den Horizont nach Feindbewegungen ab. Die Wüste ist gar nicht so eintönig, wie es sich die Leute zuhause in Italien vorstellen. Es gibt durchaus abwechslungsreiches Gelände: heißen, trockenen Sand; heiße, trockene Steine; heiße, trockene Felsen; heiße, nicht ganz so trockene Salzseen; heiße, trockene Minenfelder….
Erkennen kann er von all dem nicht viel, denn die Luft flimmert in Bodennähe. Oder sieht er das Flimmern nur, weil die Sonne sein Gehirn inzwischen weich gekocht hat? Daheim, am Lago Maggiore, sitzen sie jetzt am Mittagstisch bei einem Glas Chianti, während die liebe Mama ihre selbstgemachten Ravioli aufträgt. Plötzlich glaubt er eine Bewegung in der flirrenden Luft wahrzunehmen, verschwommen und undeutlich. Panzer? Freund? Feind? Verirrtes Kamel? Luftspiegelung? Oder nur eine Wahnvorstellung ausgelöst durch Dehydrierung, Schlafmangel und sexuelle Frustration? Soll er Alarm geben oder einfach nur weiter dösen?